Die Kunst der Diskretion
4. August 2014 | Autor: Gastblogger | Keine Kommentare Artikel drucken
Wann Family Offices Litigation-PR benötigen
Die Geschichte wird nicht auf der großen Bühne gespielt. Sie handelt von Familienclans, Millionen-Vermögen, einem hohen Maß an Diskretion – einer Welt im Verborgenen. Die Rede ist von Family Offices. Die Aufgabe von Family Offices ist die Vermögensverwaltung, also Bewahrung und Mehrung, von Reichen und so genannten Superreichen. In der Öffentlichkeit ist wenig über sie bekannt. Um ihre Reputation beispielsweise während eines Gerichtsprozesses zu schützen, benötigen sie Litigation-PR.
In Deutschland gibt es Family Offices seit den 80er- Jahren, und sie breiten sich immer stärker aus. Bislang gibt es nur Schätzungen. Rund 6.000 Menschen mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen Euro je Familie nutzen schon die Dienste eines Family Office. Beobachter sehen gar eine Gründungswelle. Schätzungen sprechen von rund 100 bis über 1.200 Single Offices und 20 bis 120 Multi Family Offices. Ein Family Office für eine einzige Familie lohnt sich ab einem Vermögen von einem dreistelligen Millionenbetrag. Der Begriff ist in Deutschland außerdem nicht geschützt.
Das Family Office verwaltet die Vermögen seiner Kunden und agiert diskret. Die Familien bleiben dabei gerne im Hintergrund. Das gilt auch für die wachsende Zahl der Wirtschaftsprozesse. Eine breite öffentliche Berichterstattung bedroht die Werte, die Reputation und die Intimsphäre. Immer mehr Family Offices wünschen sich daher professionelle Litigation-PR-Begleitung.
Wenn Kunstvermittler Schlagzeilen machen
Aktuell zeigt dies der Fall Achenbach sehr deutlich. Der Kunstvermittler ist bekannt mit den prominenten Sammlern und Künstlern sowie reichen Familien in der Republik. So richtete Achenbach beispielsweise das WM-Quartier der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien mit Kunstwerken ein. Bei seiner Rückkehr klickten am Düsseldorfer Flughafen die Handschellen. Aktuell dominiert er die Schlagzeilen von der Wirtschaft bis zum Feuilleton.
Der Vorwurf: Der Kunstvermittler soll seine Kunden mit gefälschten Rechnungen für Käufe von Gemälden und Oldtimern beziehungsweise entsprechenden Provisionen betrogen haben. Zu den Opfern zählen prominente und reiche Familien wie der 2012 verstorbene Aldi-Nord-Erbe Berthold Albrecht sowie der Pharmaunternehmer Christian Boehringer. Der Schaden wird auf 60 Millionen Euro geschätzt. Aktuell sitzt Achenbach wegen dringenden Tatverdachts in Untersuchungshaft.
Ein Kunstvermittler gehört zu einem Netzwerk von Partnern, das einem Family Office zuarbeitet. Solche Partner sind auch Anwälte und Steuerberater. Sie unterstützen das Family Office mit Dienstleistungen, die das Family Office nicht selbst bereitstellt. Ein Kunstvermittler wie Achenbach verfolgt intensiv die Entwicklungen und Trends auf dem Kunstmarkt und sondiert günstige Gelegenheiten zum Kauf von Gemälden für seine Kunden.
Diese Tätigkeit scheint von Außen betrachtet unspektakulär. Dennoch kann das unterstützende Netzwerk zu einem Reputationsrisiko werden. So geschieht es gerade im Fall des Kunstvermittlers Achenbach. Daher benötigen Family Offices in ihrem Netzwerk einen Litigation-PR-Berater. Denn neben den Vermögenswerten ihrer Kunden verwalten sie auch deren Reputation. Falls ein öffentlichkeitswirksamer Cocktail aus Prominenten, reichen Familien, zweifelhaften Dienstleistern, gepaart mit einer gehörigen Portion Lug und Betrug entsteht, ist die Reputation schnell in Gefahr. Im Fall Achenbach sind Familien in die Öffentlichkeit geraten, die eben dieses vermeiden wollten.
Wenn die Öffentlichkeit zum Gerichtssaal zu werden droht, kommt die Stunde der Litigation-PR-Profis. Sie sorgen dafür, dass sich Family Offices vor allem um das kümmern können, was ihre Aufgabe ist: Vermögen verwalten.
Daniel Konrad ist Berater bei FleishmanHillard. Im Bereich Corporate Affairs betreut er nationale und internationale Kunden. Zu seinen Schwerpunkten zählt Litigation-PR sowie Fragen rund um das Thema Compliance. Er schreibt auch für den True-Affairs-Blog.
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