Jahrelange Prozess-Schlachten vermeiden
31. Januar 2014 | Autor: Gastblogger | Keine Kommentare Artikel drucken
Welche Trends und Tendenzen Litigation-PR 2014 prägen werden
Im vergangenen Jahr sind wieder einmal zahlreiche Wirtschaftsprozesse durch die Medien gegangen. Auch im Jahr 2014 werden Gerichtstermine, bei denen vor den Augen der Öffentlichkeit um Milliarden gestritten wird, den Kommunikationschefs wieder schlaflose Nächte bereiten. Professionelle Litigation-PR, also die strategische Rechtskommunikation während und nach juristischen Auseinandersetzungen, kann dazu beitragen, drohende Reputationsschäden zu mindern. Hier habe ich dazu mal die wichtigsten Trends für 2014 zusammengestellt.
1. Die Bedeutung außergerichtlicher Einigungen nimmt zu.
Für diese Entwicklung gibt es verschiedene Ursachen: Heute sind viele Zivil- und Wirtschaftsstrafprozesse zu lang. Während eines solchen Verfahrens können den beteiligten Unternehmen massive Reputationsschäden drohen. Nicht nur bei den Prozessen gegen Banken infolge der Finanzkrise werden immer komplexere Straftatbestände untersucht. Zur Klärung werden viele Gutachten und Gegengutachten in Auftrag gegeben. Die FAZ beklagt gar eine “Geiselnahme im Gerichtssaal“. Um langwierige Prozesse abzukürzen und schwere Reputationsschäden zu vermeiden, nehmen außergerichtliche Einigungen eine größere Bedeutung ein.
2. Die Anforderungen an die Kommunikation während eines Prozesses nehmen zu.
Die steigende Komplexität der Prozesse lässt auch die Anforderungen an professionelle Litigation-PR-Berater steigen. Rechtskommunikation zählt zu den anspruchsvollsten Feldern der PR. Je nach Mandat wird eine Vielzahl an Fähigkeiten von den Beratern erwartet. So spielt neben der Industrie-Expertise (Finanzen, Energie, Gesundheit), Public Affairs und Medienarbeit eine wichtige Rolle. Im Laufe eines Prozess gibt es auch immer wieder Phasen, in denen Krisenkommunikation und Reputation Management benötigt werden. Unternehmen sind gut beraten, sich im Zuge eines Gerichtsprozesses um eine professionelle Litigation-PR zu bemühen.
3. Reputationsschäden bei rechtlichen Auseinandersetzungen entstehen für Unternehmen immer früher.
Als sich der damalige CEO der Deutschen Bank, Josef Ackermann, im Jahr 2010 zu einem öffentlichen Victory-Zeichen hinreißen ließ, war der Mannesmann-Prozess bereits in vollem Gange. Mit der Geste schaffte er es, mit seinem Bild nicht nur unter die Überschrift „Die Arroganz der Mächtigen“ in den „Stern“. Sie schädigte auch die Reputation der Bank nachhaltig. Heute entstehen Reputationsschäden für Unternehmen häufig bereits vor dem ersten Gerichtstermin. Im Dezember 2012 durchsuchten 500 Beamte Büros und zahlreiche Wohnungen der Deutschen Bank. Es ging um den Verdacht der Geldwäsche und der versuchten Strafvereitelung. Rasch entstanden erste mediale Vorverurteilungen und Reputationsschäden. Um dies bestmöglich zu verhindern, müssen Litigation-PR-Experten frühzeitig mit eingebunden werden.
4. Unternehmen müssen ihren Stakeholdern ihre Position vor Gericht besser erklären.
Zwei Entwicklungen sind hier maßgeblich: Nur wenige Akteure verstehen die Materie in den immer komplizierteren Prozessen. Auch die relevanten Stakeholder des Unternehmens sind oft unzureichend informiert. Die zweite Entwicklung findet in den Medien statt. Redaktionen werden ausgedünnt. Die Zeit für Recherchen, wie sie bei Prozessen notwendig ist, nimmt ab. Bis auf wenige Ausnahmen bei überregionalen Blättern ist der Wegfall der Gerichtsreporter auf breiter Front zu beklagen. In der Folge gerät die Reputation von Firmen stark unter Druck.
Unternehmen müssen die Kommunikation von Rechtsstreits in die Hände von Profis legen. So lautet die Empfehlung aus den genannten vier Trends. Aktuell lässt sich noch ein Missverhältnis beobachten: Unternehmen machen bspw. professionelle Investor Relations, stellen Unterlagen zur Verfügung und informieren die Medien. Anders sieht es häufig im Gerichtssaal aus: Viele am Prozess beteiligte Unternehmen lassen die Journalisten mit kompliziertesten juristischen Sachverhalten alleine. In der Folge riskieren sie die Reputation des Unternehmens durch falsche oder tendenziöse Berichterstattung – oftmals durch schlichte Unkenntnis des Prozess-Hintergrunds. Es geht um nicht weniger als die Professionalisierung der Litigation-PR. Dann kann Litigation-PR dazu beitragen, jahrelange Prozess-Schlachten ihrer Mandanten zu vermeiden.
Daniel Konrad ist Berater bei FleishmanHillard. Im Bereich Corporate Affairs betreut er nationale und internationale Kunden. Zu seinen Schwerpunkten zählt Litigation-PR sowie Fragen rund um das Thema Compliance. Er schreibt auch für den True-Affairs-Blog.
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