Wechselwirkung
21. Juni 2010 | Autor: Jens Nordlohne | Keine Kommentare Artikel drucken
Dass PR-Maßnahmen und Strategien nicht immer im Einklang mit juristischen Vorgehensweisen stehen, beweist derzeit BP. Im Rahmen der Untersuchungen zur Ölkatastrophe im Golf von Mexiko tauchen nun auch Dokumente auf, die belegen, wie die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit bei BP mit kritischen Situationen prinzipiell umgeht. Als im Jahre 2005 eine Raffinerie in Texas explodierte und 15 Menschen ums Leben kamen, stellte Pressesprecherin Patricia Wright in einer Mail an die Kollegen der Geschäftsführung lapidar fest:
„Looks like injuries and loss of life are heavy. Expect a lot of follow up coverage tomorrow. Then I believe it will essentially go away — due to the holiday weekend.“
Wright setzte also ihre Hoffnung auf das Osterwochenende… Anwalt Brent Coon, der seinerzeit zahlreiche Opfer der Texas-Explosion vertrat, behauptet gegenüber CNN, dass BP immer nach der selben Methode vorgeht:
„It’s always first damage control, and with damage control, they accentuate the positive, downplay the negative, tell everybody they’re sorry, they’re gonna fix it, they’re gonna do better, and not to worry.“
Coon hat im Rahmen seines Mandats Beweise aus über 7 Millionen internen Dokumenten herausgefiltert – unter anderem auch die Mail über die „Segnung“ des Osterwochenendes zur Ablenkung von dem Desaster in Texas.
Interessant für die Untersuchung rund um die Ölkatastrophe im Golf könnten weitere Papiere sein, die Coon seinerzeit ausgewertet hat. Darunter Anweisungen an BP-Mitarbeiter, wie Unfallreports ausgefüllt werden sollen:
„Also among the documents that turned up in the lawsuit was a guide to filling out incident reports, created by lawyers hired by BP, that urged workers to „avoid language that is negative, inflammatory or implies criminal intent or willful misconduct.“
Coon entdeckte sogar eine BP-Präsentation mit dem Titel „dirty words document“. Dieses gab Mitarbeitern Anweisung, die Vokabeln “sorglos”, “incompetent”, “rücksichtslos” nicht zu verwenden. „They don’t want to have anything in any of their reports or anything in writing that indicates that they did anything wrong,“ he said.
Lesenswert dazu: BP documents highlight PR strategy after deadly Texas blast
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