Fünf Fragen an Dr. Heribert Prantl, Ressortleiter Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung
11. Juni 2009 | Autor: Gastblogger | 1 Kommentar Artikel drucken
1. Frage: Wie erreicht ein Anwalt am ehesten eine positive (Medien-)Aufmerksamkeit für seinen Mandanten?
Prantl: Ein guter Anwalt sucht nicht die punktuelle Aufmerksamkeit; er kümmert sich um ein nachhaltiges Vertrauensverhältnis zu Journalisten. Und: Er vermeidet den Eindruck, dass es ihm vor allem um Werbung für sich geht. Kein Journalist spielt gern den Eitelkeitspfleger für einen Anwalt. Mittel- und langfristig fährt der Anwalt mit Seriosität viel besser als mit Medien-Geilheit.
2. Frage: Was sollte er auf keinen Fall versuchen?
Prantl: Mit Halb- und Viertel-Wahrheiten oder gar mit Unwahrheiten zu operieren. Das mag vielleicht einmal klappen. Das war aber dann das letzte Mal.
3. Frage: Wer kommuniziert besser: Rechtsanwalt oder Staatsanwalt?
Prantl: Es gibt gut kommunizierende Staatsanwälte und schlecht kommunizierende Rechtsanwälte. Meistens ist es aber umgekehrt. „Besser“ ist im übrigen keine Frage der Masse, sondern der Qualität.
4. Frage: Lassen sich Richter von einer Medienberichterstattung in ihrer Entscheidungsfindung beeinflussen?
Prantl: Sie sollten es nicht, aber das lässt sich gar nicht vermeiden. Richter leben und arbeiten ja nicht auf dem Mond. Zur Unabhängigkeit des Richters gehört aber sein Bewusstsein, beeinflusst zu sein. Zumal bei der Frage, ob und wie die Justiz ein Verfahren führt, ist der Zeitgeist prozessbeteiligt. Nun ist ja auch der Deal Gesetz geworden: Beim Deal wird die schon stattfindende oder die vom Anwalt und seinem Mandanten befürchtete Medienberichterstattung eine Hauptrolle spielen.
5. Frage: In welchem konkreten Fall hätten Sie dazu geraten, Litigation-PR-Experten einzusetzen?
Prantl: Es geht nicht um PR. Ein guter forensischer Journalist wird skeptisch, wenn er einen PR-Verdacht hat. Die beste „PR“ für den Anwalt und seinen Mandanten ist ein gewachsenes Vertrauensverhältnis zu den Journalisten – je nach Zuschnitt der Kanzlei zu den lokalen, regionalen oder überregionalen Kollegen.
Über Dr. Heribert Prantl
Heribert Prantl, Jahrgang 1953, leitender Redakteur und politischer Leitartikler, Dr. jur., Chef der innenpolitischen Redaktion der Süddeutschen Zeitung und Publizist. Zuletzt erschienen sind:
- Kein schöner Land. Die Zerstörung der sozialen Gerechtigkeit, München 2005.
- Der Terrorist als Gesetzgeber. Wie man mit Angst Politik macht, München 2008.
- Und zusammen mit Nina von Hardenberg (Hrsg.) Schwarz Rot Grau. Altern in Deutschland, München 2008
Kommentare
Ein Kommentar zu “Fünf Fragen an Dr. Heribert Prantl, Ressortleiter Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung”
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April 1st, 2010 @ 05:01
In welchem konkreten Fall hätten Sie dazu geraten, Litigation-PR-Experten einzusetzen?